Le Cortège du Roi Renaud, Op. 19a

Le Cortège du Roi Renaud ist eine Suite in fünf Sätzen. Sie basiert auf Geschichten, die aus südeuropäischen Volksliedern stammen, welche zum Teil sogar schon im 16. Jahrhundert gesungen wurden. Viele dieser Lieder gehören zur Gattung der Klagelieder, in denen der Text eine detaillierte Beschreibung von Begebenheiten liefert, die für gewöhnlich von kriminellem oder makabrem Charakter sind.

Der erste Satz der Suite basiert auf dem Lied La porcheronne (Die Schweinehirtin). Es wird von einer jungen Frau erzählt, die von ihrer Schwiegermutter gezwungen wird, Schweine zu hüten, während ihr Ehemann im Krieg kämpft. Sie wird erst davon befreit, als ihr Ehemann sieben Jahre später wieder aus dem Krieg zurückkehrt.

Im nächsten Satz wird eine Geschichte über La marquise empoisonnée (Die vergiftete Marquise) erzählt. Eine Marquise wird von ihrem König gezwungen, seine Mätresse zu werden. Die eifersüchtige Königin vergiftet sie mittels einem Blumenbukett mit tödlich parfümierten Blumen.

Trotz dem Charakter eines Hochzeitstanzes handelt der dritte Satz La maumariée vengée (Die gerächte Braut) von der ergreifenden Geschichte der Königin Clotilde, die schikaniert wurde, weil sie es ablehnte, nach den Regeln des arischen Glaubens zu leben.

La belle engloutie (Die verschlungene Schönheit) erzählt die Geschichte der jungen Frau von König Renaud. Da ihr Ehemann im Krieg getötet wurde und sie sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann, bittet sie die Erde, sich zu öffnen und sie zu verschlingen, so dass sie vielleicht ihre Liebe wieder treffen könnte.

Der grausame Inhalt des letzten Satzes Le tueur de femmes (Der Frauenmörder) zeigt eine starke Ähnlichkeit zur Geschichte von Bluebeard. Die Geschichte erzählt von einer jungen Frau, die in Gefahr ist, von ihrem Ehemann in einem Weiher ertränkt zu werden, was auch ihren 13 Vorgängerinnen so geschehen war. Dank ihrer Geschicklichkeit kann sie den Spieß umdrehen und das Ableben ihres Ehemanns planen.